Komposition aus dem Kindesalter wirft zahlreiche Fragen auf
Frühes Fragment aus der Feder von Richard Wagner aufgetaucht
Bayreuth, . In Nordbayern ist ein Sensationsfund geglückt: In einer verlassenen Berghütte nahe der Stadt Kronach wurden einige vergilbte Notenblätter gefunden, die aller Wahrscheinlichkeit nach von Richard Wagner stammen. Das renommierte Bayreuther Musikwissenschaftler-Ehepaar Sieghart und Sabine Bäumler hält nach einer kritischen Prüfung die insgesamt sieben Partiturseiten für authentisch. Die Wagner-Spezialisten datieren das Fragment ʺirgendwo in die frühen Leipziger Jahre Wagners, entstanden etwa um 1820ʺ. Wagner sei damals zwar erst sieben Jahre alt gewesen, doch deute sich sein Genie in jedem Taktstrich an. ʺDer Vierviertel-Takt der ersten Abschnitte steht in einem eigenartigen, aber erstaunlich logischen Spannungsverhältnis zum später eintretenden Fünfviertel-Taktʺ, fasst Bäumler erste Erkenntnisse aus einer Analyse des Fragments zusammen.
Noch nicht erforschen konnten die beiden Spezialisten die Werkgattung des Stückes. ʺVielleicht eine Oper über Beethoven? Wir werden es herausfindenʺ, so Bäumler. Der Bonner Komponist sei schon immer ein Vorbild des jungen Richard gewesen. Für eine im Jahr 1830 geplante Eisenbahnfahrt von Leipzig nach Wien habe Wagner aber schlicht das Geld gefehlt. Dieses traumatische Erlebnis materiellen Mangels, auf das er in den folgenden Jahrzehnten durch das Anhäufen von Luxusgütern reagierte, könnte der später von einigen als ʺMeister aller Meisterʺ verehrte Komponist in einer frühen Oper verarbeitet haben.
Von dem Text seien auf dem Fragment nur Rudimente zu erkennen. Das raue Klima des oberfränkischen Ortes, der an der Bier- und Burgenstraße liegt, habe den Verwitterungsprozess des bedeutenden Manuskripts verstärkt, vermutet Sabine Bäumler. Nur eine einzige, in ihrem Textgehalt bislang rätselhafte Zeile habe man bisher entziffern können: ʺDas Bayreuther Bockbier behagt mir beschwinglich, es gäret der Gerste gurgelnde Gierʺ. In welchen Kontext diese Textpassage gehöre und wie sie zu deuten sei, ist bislang noch unklar. Weitere Forschungen seien nötig, um offene Fragen zu klären, bekräftigen die mit der Untersuchung des Fragmentes betrauten Wagner-Forscher.
Richard Wagner wurde am 22. Mai 1813 in Leipzig geboren. Im Alter von 18 Jahren begann er sein Musikstudium in Dresden und nahm Unterricht bei dem Thomaskantor Theodor Weinlig. 1833 wurde Wagner Korrepetitor in Würzburg. Später folgten Stationen in Magdeburg, Königsberg, Dresden und München als Hofkapellmeister. Nach Ende seines Münchener Aufenthaltes zog er 1866 nach Triebschen bei Luzern, wo er zumeist mit Cosima, Tochter Franz Liszts und Ehefrau Bülows, wohnte. Vier Jahre später heirateten sie und zogen 1872 nach Bayreuth. Dort legte Wagner den Grundstein für das Festspielhaus, in dem 1876 die ersten Festspiele mit der Gesamtaufführung des 'Ring des Nibelungen' stattfanden. Wagners Schaffen umfaßt neben einigen Liedern, Orchester- und Chorwerken hauptsächlich Opern, darunter neben dem 'Ring' 'Der fliegende Holländer', 'Tannhäuser', 'Lohengrin', 'Tristan und Isolde' und 'Die Meistersinger von Nürnberg'. Wagner starb am 13. Februar 1883 in Venedig.
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