Franz Liszt
Les Préludes
In seinen Weimarer Jahren schenkte Franz Liszt der Musikgeschichte eine neue Gattung, deren Ideal die Verschmelzung von Musik und Poesie ist: die Symphonische Dichtung. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein wirkte Liszt mit dieser Idee, die vor allem in Alexander Skrijabin und Richard Strauss ihre Vollender fand.
Bevor wir auf die bekannteste Symphonische Dichtung Liszts zu sprechen kommen, möchte ich den Blick zunächst auf das Gesamtwerk des Komponisten richten – ein Gesamtwerk, das paradoxerweise erst heute entdeckt und gewürdigt wird. Dass Komponisten erst nach ihrem Tod Anerkennung finden, ist nicht außergewöhnlich, nur waren jene Künstler zu Lebzeiten lange nicht so berühmt wie Liszt, dessen Name im 19. Jahrhundert wie kaum ein anderer Gewicht hatte. Natürlich interessierte man sich damals mehr für den sensationellen Klaviervirtuosen als für den fortschrittlichen Tonsetzer. Der omnipräsente Ruf des Virtuosen war insofern auch eine große Bürde für den Komponisten. Es ist bemerkenswert, dass aus einem Schreiber von Salonmusik, der Liszt ja auch gewesen ist, der progressivste Musiker seiner Zeit wurde und es war nur natürlich, dass er mit seiner extrem modernen Musik die Kritik in zwei Lager spalten mußte. Und so sehr seine Neudeutsche Schule auch von Größen wie dem Kritiker Eduard Hanslick, dem Geiger Joseph Joachim oder dem Komponisten Johannes Brahms verurteilt wurde, das „Ende der Kunst“ war sie nicht, vielmehr eine verfrühte Revolution, die in Deutschland – wie die Demokratie – erst im 20. Jahrhundert durchsetzbar war. Dies gilt vor allem für das Spätwerk, mit dem Liszt seiner Zeit erstaunlich weit vorauseilte. Hier klingen wesentliche Musikrichtungen der Zukunft an: ein impressionistischer Klavierklang in Les jeux d’eau a la Villa d’Este (1877), Freitonalität in Via Crucis (1879) oder Quartakkorde in der Bagatelle sans tonalité (1885). Auch schon im Entstehungsjahr von Les Préludes (1854) stoßen wir mit dem 12-Ton-Thema in der Faust-Sinfonie auf eine musikgeschichtliche Antizipation – interessant wie passend, dass hier ein Element der späteren, oft als (zu) intellektuell empfundenen Zwölftontechnik den grüblerischen Faust charakterisiert! Mit Goethe kommen wir auch zu den Anfängen der Symphonischen Dichtung:
Portrait

"Schumann ist so tiefgreifend, dass er den Herzensgrund erreicht."
Die Pianistin Jimin-Oh Havenith im Gespräch mit klassik.com.
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