Giuseppe Verdi
La Traviata (1853)
Anfang der 1850er Jahre hatte Verdi, noch nicht 40 Jahre alt, bereits 16 Opern komponiert und war in Italien, das ihn auch aus politischen Gründen feierte, eine Berühmtheit. Der Komponist konnte es sich nun leisten, unabhängiger vom gängigen Opernbetrieb zu arbeiten, und wurde mit seinen nun folgenden Opern weltweit bekannt.
Was Verdi als seine anni di galera bezeichnet hatte, waren nicht nur Galeeren-, sondern auch Lehrjahre. Als compositore scritturato war er, so erforderte es der damalige italienische Opernbetrieb, ein Vielschreiber. Erinnern wir uns daran, dass seine prominenten Vorgänger Rossini, Bellini oder Donizetti bis zu sechs Opern im Jahr komponierten - die größtenteils, nicht zu Unrecht, schnell wieder in Vergessenheit gerieten. Die Nachfrage nach neuen Opern war damals so groß, dass der Opernbetrieb -anders als heute - ein lukratives Geschäft war. Der Direktor eines Opernhauses achtete darauf, dass Stoffe und Musik dem Geschmack des Publikums entsprachen. In diesem Sinne waren auch Ausstattung, Besetzung und besondere Effekte zu berücksichtigen. Ein Vergleich mit dem heutigen Musical böte sich an. Unterhaltung war gefragt und wurde geboten; nur in seltenen Fällen traf sie mit Kunst zusammen.
Auch Verdi lieferte seit 1839 Oper auf Oper, angefangen mit der ersten, Oberto, die ihm an der Mailänder Scala einen Achtungserfolg gebracht und erst die Tür in die Opernwelt geöffnet hatte. So kurzlebig die folgenden Werke auch sein mochten, sie waren wichtige Stationen in Verdis Entwicklung, schulten den Sinn für die Bühne, für die Dramaturgie, die Charaktere und Stimmen, kurz: für alles, was die Oper ausmacht. Mit dem großen, ja sensationellen Erfolg des Nabucco (1842) gewann Verdi deutlich an Ruf, auch wenn die Bibel-Oper um den König Nebukadnezar heute oft überschätzt wird. Hier zeigt sich ein Talent, aber noch kein Genie. Der Erfolg war im damaligen Italien weniger auf die Musik zurückzuführen; vielmehr sprach Verdi mit dem Chor der unterdrückten Israeliten seinen Landsleuten aus der Seele; die Norditaliener litten damals ebenso unter einer Besatzung, nämlich unter der Österreichs. Verdi, selbst ein glühender Patriot, wurde schließlich zu einer Galionsfigur der Unabhängigkeitsbewegung und erhielt den Ehrentitel eines maestro della rivoluzione italiana. Der wachsende Ruhm brachte zwei entscheidende Vorteile: Erstens mußte Verdi nicht mehr unter Zeitdruck arbeiten und seine Werke in Serie produzieren, zweitens besaß er nun als Persönlichkeit mehr Gewicht und konnte den Veranstaltern und Textern gegenüber selbstbewußter auftreten. Zu Beginn hatte man ihm die zu vertonenden Texte vorgelegt, nun aber wählte er - und das recht eigentümlich, denn es waren keine der damals so gefragten Helden, die Verdi auf die Bühne brachte. In den drei Opern, die Anfang der Fünfziger Jahre entstanden und Verdis Weltruhm begründeten, steht immer ein(e) Außenseiter(in) im Mittelpunkt: ein Buckliger (Rigoletto), eine Zigeunerin (Il Trovatore) und eine Kurtisane (La Traviata).
Portrait

"Casals kämpfte für den Frieden."
Roger Morelló über seine neue CD, die dem katalanischen Cellisten Pau Casals gewidmet ist.
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