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Dienstag, 5. Dezember 2023

Robert Schumann

Klavierkonzert

Der Pianist ist in Schumanns Klavierkonzert nicht nur Solist, sondern ebenso Orchestermusiker. Aus dem klassischen Gegenüber wird ein Miteinander, das wenig Platz für virtuose Eitelkeiten läßt. Die wichtige Rolle des Orchesters erweitert das Klavierkonzert ins Sinfonische und damit erhielt die Gattung einen entscheidenden Impuls für die Zukunft.


Am 13. August 1841 probte das Leipziger Gewandhausorchester ein Allegro affettuoso für Pianoforte mit Begleitung des Orchesters op. 48 - ein Werk Robert Schumanns, das nach gründlicher Umgestaltung zum ersten Satz seines Klavierkonzerts op. 54 wurde, während wir als op. 48 heute den bekannten Liederzyklus Dichterliebe kennen. Jene Probe, mit Clara Schumann am Klavier, diente dem Komponisten vor allem zur Überprüfung seiner Instrumentation, denn hier mangelte es noch an Erfahrung und wie wir aus Claras Tagebucheinträgen wissen, wurde dann auch hie und da noch ein Horn oder ein Fagott weggenommen. Diese Frühfassung des Allegro affettuoso war im Mai 1841 komponiert worden und wurde bis 1845 nicht weniger als dreimal überarbeitet. Schumann tat sich schwer mit seinem ersten Werk für Klavier und Orchester. Schon während der Konzeption seiner ersten Kompositionen dachte er an eine Orchesterbegleitung, so zum Beispiel bei den Abegg-Variationen op.1 (von 1830). Hierzu finden sich ebenso Skizzen wie zu einem Conzert in Es-, einem Klavierkonzert in F- sowie zu einem Concerto in B-Dur. Zu einem größeren Fragment brachte es Schumann in einem Concertsatz für Pianoforte, aber auch dieser Versuch blieb liegen. Diese Arbeiten belegen Schumanns Wunsch und Streben nach einem Konzert, brachten dem Komponisten aber statt eines fertigen Werkes schließlich eine wichtige Erkenntnis: ... ich kann kein Konzert schreiben für den Virtuosen; ich muß auf etwas andres sinnen. Diese Zeilen an Clara schrieb Schumann im Januar 1839, zwei Jahre später beendete er seine erste Komposition für Klavier und Orchester, eben jenes Allegro affettuoso, das er auch als Phantasie bezeichnete. Und in der Tat: Der Klavierpart war ausgesprochen unvirtuos! Erst mit den folgenden Überarbeitungen, an denen Clara als Ratgeberin sicherlich beteiligt war, stiegen die Anforderungen an den Pianisten, wurde die Durchführung wesentlich verändert sowie die Kadenz verlängert, wobei die Virtuosität dann doch eine gewisse Bedeutung gewann, dabei aber immer im Dienste der Musik stehend. Die Urfassung der Phantasie, heute veröffentlicht in der Studienpartitur-Reihe der Edition Eulenburg, bot Schumann mehreren Verlegern an - hatte aber keinen Erfolg. Auch der Verlag Breitkopf & Härtel lehnte zunächst ab, schlug dem Komponisten dann aber die Ergänzung eines zweiten und dritten Satzes vor. Der Verleger, immer die Wirtschaftlichkeit im Auge, wußte natürlich, dass ein dreisätziges Klavierkonzert auf dem Musikmarkt mehr Gewicht hatte als eine einsätzige Phantasie. Schumann willigte ein und erst jetzt erhielt das Konzert seine heutige Gestalt. Dabei gestaltete der Komponist zwar eine klassische Großform, also eine Dreisätzigkeit mit einem langsamen Satz in der Mitte, gab aber den einzelnen Sätzen ein sehr persönliches, ein romantisches Gepräge.

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