Felix Mendelssohn Bartholdy
Oktett für Streicher
Der erst sechzehnjährige Felix Mendelssohn Bartholdy schuf mit seinem Oktett op. 20 eines der eindrucksvollsten Kammermusikwerke. Die Komposition für acht Streicher gelang ohne ein Vorbild in dieser ungewöhnlichen Besetzung, die nach Mendelssohns großem Wurf des öfteren von anderen Komponisten übernommen wurde. Niemand vermochte allerdings diesem Meisterwerk eine vergleichbare Komposition an die Seite zu stellen.
Das Oktett war als Geburtstagsgeschenk für den Geiger Eduard Rietz gedacht, der als Violinlehrer zu der elitären Gruppe von Pädagogen gehörte, die der jüdische Bankier Abraham Mendelssohn für seine Kinder engagiert hatte. Die frühe künstlerische Reife von Felix Mendelssohn Bartholdy ist nicht nur auf seine Ausnahmebegabung zurückzuführen, sondern auch auf die kontinuierliche Förderung durch Künstler und Intellektuelle hohen Formats. Carl Wilhelm Ludwig Heyse unterrichtete die vier Kinder, von denen Felix das zweitälteste war, auf humanistischer Grundlage in den allgemeinen Schulfächern. Daneben nahm der Musikunterricht einen besonderen Stellenwert ein und zwar ohne daß der Vater daran dachte, das außergewöhnliche Talent seiner Kinder zur Schau zu stellen und somit wirtschaftlich zu nutzen - wie dies bei den Mozarts der Fall war. Das strenge Familienoberhaupt mißbilligte sogar die aufstrebende Musikerkarriere seines Sohnes und lies sich erst durch mehrere Empfehlungen hochrangiger Musikerpersönlichkeiten, zuletzt durch die Luigi Cherubinis, umstimmen. Seiner ältesten Tochter Fanny, die sowohl als Pianistin wie auch als Komponistin erstaunliche Leistungen zeigte, untersagte er dagegen eine öffentliche Ausübung ihrer Kunst. Grundsätzlich aber lies er Söhnen und Töchtern die gleiche Ausbildung zukommen. Im wesentlichen wurde Mendelssohn durch zwei Lehrer geprägt: Der damals bekannte Pianist Ludwig Berger, ein gefeierter Beethoven-Interpret und ehemaliger Schüler Clementis, unterrichtete Felix ab dem siebten Lebensjahr im Klavierspiel und wird mit Sicherheit auch erste Kompositionen korrigiert haben. Entscheidenden Einfluß auf den jungen Komponisten hatte aber Carl Friedrich Zelter, der Leiter der Sing-Akademie zu Berlin. Zelter, heute vor allem als Liederkomponist bekannt, verlangte Disziplin und gründliches Studium der alten Meister. Stilistisch lies er seinem Schüler alle Freiheiten, aber auf das kompositorische Handwerk hatte Zelter, den Goethe als "grundwackere und treffliche Natur" bezeichnete, ein strenges Auge. Dem Pädagogen Zelter war aber auch eine gewisse Grobheit zu eigen, wie eine Episode aus Sebastian Hensels Familienchronik belegt: So wurde ihm einstmals eine junge, sehr schüchterne Dame behufs Prüfung ihres Gesanges vorgestellt: "Singen Sie nur ganz ruhig," ermunterte er die Zitternde, "was einer aushalten kann, kann auch ich aushalten." So ermutigt, begann sie, wurde aber sofort von Zelter mit den Worten unterbrochen: "Reißen Sie das Maul nicht so auf." - Natürlich war es nun mit der Fassung vorbei, und die arme wirklich "Schwergeprüfte" brach in Tränen aus. Das tat Zelter leid, und er tröstete sie: "Na, weinen sie doch nicht, liebes Kind, ich habe es nicht so schlimm gemeint; aber wirklich, wenn man so aussieht wie Sie, muß man den Mund nicht so weit aufmachen."
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
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