Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 9
Nach einer längeren Schaffenskrise machte Beethoven mit seinem Spätwerk noch einmal auf sich aufmerksam. Seine Popularität war neben großen Opernkomponisten wie Rossini verblaßt und nicht wenige Musikfreunde glaubten damals, dass von Beethoven keine großen Werke mehr zu erwarten seien. Drei Jahre vor dem Tod des Komponisten kam es zur Uraufführung der Neunten Sinfonie, die - trotz großer Schwierigkeiten bei den Vorbereitungen - ein triumphaler Erfolg wurde.
Beethovens Ode an die Freude wird mit seiner einfachen und eingängigen Melodie oft als eigenständiges Werk des Komponisten wahrgenommen. Dieses Lied - seit 1972 übrigens Hymne der Europäischen Union - ist längst Allgemeingut geworden und man kann davon ausgehen, dass längst nicht jeder, der diese Melodie kennt, sie im Kontext der Neunten Sinfonie kennengelernt hat. Den Wunsch, Schillers 1786 erschienenes Gedicht An die Freude zu vertonen, äußerte Beethoven schon während seiner Jugendzeit. Bartholomäus Fischenich schrieb aus Bonn am 26. Januar 1793 an Charlotte von Schiller: Er wird auch Schillers Freude und zwar jede Strophe bearbeiten. Ich erwarte etwas vollkommenes, denn soviel ich ihn kenne, ist er ganz für das Große und Erhabene. Beethoven hatte zwar den Wunsch einer Vertonung geäußert, doch sollte das fertige Werk lange auf sich warten lassen. Eine 1798 notierte Skizze zeigt einen Versuch, die Zeilen "Muß ein lieber Vater wohnen" zu bearbeiten. 1805 übernahm Beethoven den Vers "Wer ein holdes Weib errungen" in die Finalszene seiner Oper Fidelio. 1812 skizzierte Beethoven zwei Melodien auf Schillers Text, die Teil einer Ouvertüre für Chor und Orchester werden sollten. Beide Themen finden sich dann aber rein instrumental in der Ouvertüre "Zur Namensfeier" op. 115. Dass Beethoven das Projekt über drei Dekaden verfolgt, zeigt deutlich, wie wichtig ihm diese Vertonung war. Schließlich gelingt dem Komponisten das Vorhaben im Schlußsatz seiner letzten, der Neunten Sinfonie, die erst elf Jahre nach der Achten vollendet wurde. Der folgende Zeitstrahl verdeutlicht die zeitliche Isolation der Neunten:

Entsprechend groß ist auch der Unterschied zwischen diesem Spätwerk und den vorangegangenen Sinfonien. Die formalen Dimensionen, die vielen Tempiwechsel, die stets ein großes Problem bei der Interpretation waren und immer noch sind, der Tausch von Scherzo und Adagio im Satzverlauf, die hohen technischen Anforderungen und nicht zuletzt die Einbeziehung der menschlichen Stimme machen die Neunte zu einem Sonderfall unter den Sinfonien Beethovens. Seit etwa 1815 werden die Skizzen zur Neunten, so wie wir sie heute kennen, immer konkreter, doch ihre endgültige Gestalt erhielt die Sinfonie erst in der letzen Arbeitsphase. Zunächst war das Werk viel traditioneller, nämlich rein instrumental und mit konventioneller Satzfolge konzipiert worden. Das Scherzo sollte also den dritten Satz bilden und dessen Fugenthema war Beethovens erster Einfall für die Sinfonie, der dann, wenn auch leicht variiert, tatsächlich Verwendung fand. Erste Skizzen zum Kopfsatz finden sich ab 1817 mit dem Vermerk "Zur Sinfonie in D" zwischen Gedanken, die Beethoven für seine berühmte Hammerklaviersonate op. 106 festhielt. Eine Notiz aus dem Jahre 1818 belegt erstmals, dass Beethoven in Zusammenhang mit einer Sinfonie auch über Singstimmen nachdachte:
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
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