> > > Der Freischütz
Donnerstag, 30. März 2023

Carl Maria von Weber

Der Freischütz

Würde man Opern wie Gemälde in einem Museum ausstellen können, so würde dem Freischütz sicher ein besonderer Platz zukommen. Die Oper ist nicht nur aufgrund ihres musikalischen Niveaus so bedeutend, sondern hat als deutsche Volksoper und als erste romantische Oper eine exponierte Stellung in der Musikgeschichte.


Der Freischütz war von Anfang an ein großer Erfolg. In seinem Tagebuch notierte Weber nach der Uraufführung am 18. Juni 1821: "Abends als erste Oper im neuen Schauspielhause "Der Freischütz". Wurde mit dem unglaublichsten Enthusiasmus aufgenommen. Ouvertüre und Volkslied da capo verlangt, überhaupt von 17 Musikstücken 14 lärmend applaudirt, alles ging aber auch vortrefflich und sang mit Liebe; ich wurde herausgerufen und nahm Mad. Seidler und Mlle. Eunicke mit heraus, da ich der andern nicht habhaft werden konnte. Gedichte und Kränze flogen. Soli deo gloria." Die Oper traf den Nerv der Zeit: Die Aristokratie verlor langsam aber sicher an Bedeutung und seit der Französischen Revolution keimte in Europa der Demokratisierungsprozeß. Diese Entwicklung brachte auch für die Kunst Veränderungen mit sich und ist besonders deutlich an der Geschichte der Oper abzulesen. Die höfische Oper war von jeher die italienische Opera seria, in deren Tradition Gaspare Spontini stand - der bedeutendste Opernkomponist im Berlin der 1820er Jahre. Seine Oper "Olympia" wurde einen Monat vor der Freischütz-Premiere im Berliner großen Opernhaus uraufgeführt und bewußt als Spektakel inszeniert, um die mit Spannung erwartete Volksoper Webers schon im Vorfeld zu deklassieren. Einige Hinweise mögen den Aufwand veranschaulichen: Spontini ließ seinen Triumphmarsch von 34 Trompeten spielen, der Triumphwagen war den Veranstaltern die dekadente Summe von 540 Talern wert, lebende Elefanten wurden über die Opernbühne geführt und für die von Spontini verlangten 42 Bühnenproben mußten andere Vorstellungen ausfallen. Weber dagegen standen nur 16 Proben und ein wesentlich kleineres Budget zu und doch mußte er in direkte Konkurrenz zu Spontinis Werk treten. In jenen Tagen wurde viel diskutiert und das Opernpublikum spaltete sich in zwei Lager: Weber gegen Spontini, deutsche Volksoper gegen italienische Opera, Freischütz gegen Olympia. Die Spannung vor der Freischütz-Premiere im Berliner Schauspielhaus war groß, die Gemüter erhitzt und längst hatte die Auseinandersetzung eine politische Ebene erreicht. Als man dann Webers Werk feierte - nach Angabe des Komponisten: enthusiastisch feierte - erteilte man Spontini damit gleichzeitig eine Absage. Es ging nicht nur um Musik.

Das Berliner Schauspielhaus
Das Berliner Schauspielhaus

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