Joseph Haydn
Die Schöpfung
Von 1796 bis 1798 arbeitete Haydn an der "Schöpfung", die er in seinem sechsundsechzigsten Lebensjahr vollendete. Mit diesem Werk schuf der Komponist den bedeutendsten Beitrag zur Gattung des Oratoriums seit dem Tod Händels, der bereits 40 Jahre zurücklag. Gemäß der Genesis schildert Haydn den Schöpfungsakt und stellt das Lob Gottes in den Mittelpunkt.
Bereits Händel hatte man die Schöpfungsgeschichte als Stoff für ein Oratorium nahegelegt und dem Komponisten eine Textvorlage angeboten, die sich an John Miltons Paradise Lost orientierte. Händel hatte damals abgelehnt, doch der Wunsch der Engländer nach einem Schöpfungsoratorium blieb bestehen und so trat man viele Jahre später an Haydn heran, als er in den Jahren 1794 und 1795 seine zweite Englandreise unternahm. Ob Haydn sofort zusagte, ist fraglich, denn immerhin beherrschte er die englische Sprache kaum und darüber hinaus war ihm die Gattung des Oratoriums nicht sonderlich vertraut. Sicher kannte er die großen Werke Händels, die ja in England in regelmäßigen Aufführungen gepflegt wurden, doch sein letztes eigenes Oratorium schuf Haydn als Jugendlicher. Es handelt sich dabei um Il ritorno di Tobia, ein recht unselbständiges Werk, das Haydn ganz nach italienischem Vorbild komponiert hatte. Zwar hatte sich der Komponist immer wieder der Kirchenmusik zugewandt und über zehn Messen, ein Stabat Mater, zwei Te Deum und die bekannte Kantate "Die letzten sieben Worte des Erlösers am Kreuz" geschaffen, doch das Oratorium spielte in seinem Schaffen bis 1796 keine Rolle. Dennoch nahm der Komponist den Text an und als er, gerade nach Wien zurückgekehrt, von seinem Freund und Gönner Gottfried van Swieten ebenfalls um ein Oratorium gebeten wurde, entschied sich Haydn für die Schöpfungsgeschichte. Van Swieten selbst übersetzte die englische Vorlage ins Deutsche und ergänzte dabei als Mitglied der Freimaurer-Loge entsprechendes Gedankengut. Die Arbeit an der "Schöpfung" gestaltete sich für den Komponisten besonders mühsam. Von keinem seiner zahlreichen Werke gibt es mehr Skizzen und auch die Arbeitszeit von drei Jahren spricht für sich. Haydn war sich der Größe des Stoffes bewußt und wird die Erwartungen, die man ihn stellte, geahnt haben. Aber es war nicht nur der religiöse Aspekt des Werkes, der ihn unter Druck setzte, sondern außerdem sollte die "Schöpfung" neben den großen Oratorien Händels bestehen können. Haydn arbeitete also mit äußerster Sorgfalt und Gottesfurcht. Später bekannte er einmal: "Nie war ich so fromm als bei der Komposition der "Schöpfung". Täglich fiel ich auf die Knie und bat Gott, daß er mich stärke für mein Werk." Am 6. April 1798 lies Haydn dem Fürsten Schwarzenberg mitteilen, daß er die Komposition vollendet habe. In seinem Palais plante man nämlich die Uraufführung, die noch im gleichen Monat (29. April) vor ausschließlich geladenen Gästen stattfand. Die erste öffentliche Aufführung lies fast ein Jahr auf sich warten, wurde im Wiener Hoftheater am 19. März 1799 gegeben und leitete den weltweiten Siegeszug des Werkes ein.

Plakat der ersten öffentlichen Aufführung
Portrait

"Auf der Klarinette den Sänger spielen, das ist einfach cool!"
Der Klarinettist Nicolai Pfeffer im Gespräch mit klassik.com.
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