Joseph Haydn
Kaiserquartett
Der gemäß der Sonatensatzform angelegte Kopfsatz des Kaiserquartetts zeigt einfache, dabei aber aussagekräftige Motive und beeindruckt durch die Mannigfaltigkeit derer Verarbeitung. Typisch klassisch ist der Beginn mit seinen beiden kontrastierenden Motiven: Das erste, laut und in hoher Lage vorgetragen, bildet das Hauptmotiv des ganzen ersten Satzes. Nach einer kurzen Pause folgt das zweite Motiv, das eine Oktave tiefer beginnt, leiser ist und im bezug zum Hauptmotiv in der Dominanttonart steht. Verbindend wirkt dabei der Auftakt und die kleine Terz zwischen den ersten beiden Tönen der Motive. In den folgenden Takten wandert das Hauptmotiv auch durch die Stimmen der zweiten Violine, der Bratsche und des Cellos., wobei ein drittes markantes Element des Satzes eingeführt wird. Dabei handelt es sich um eine aufwärts strebende punktierte Tonfolge, die zunächst nur eine Länge von zwei Viertelnoten hat, dann aber zu einer Kette über mehrere Takte erweitert wird. Mit diesen Hauptideen gestaltet Haydn nun den ganzen ersten Satz. Das Seitenthema bildet Haydn aus dem Material des zweiten Motivs. In der Durchführung fällt besonders eine Stelle auf: Über ganze zehn Takte erstreckt sich ein sogenannter Bordunbaß: Das Cello spielt stets die gleiche reine Quinte in halben Noten und die Bratsche doppelt den Baß in der nächst höheren Oktave, aber um eine Viertel versetzt. Zusammen mit den Synkopen in den oberen Stimmen entsteht so ein besonderer Effekt. Hat Haydn hier vielleicht die Folklore aus Erdödys Heimatland nachzuahmen versucht? Nach dem zweiten, dem Variationssatz folgt wie in den klassischen Sinfonien auch ein Menuett. Auffallend ist der die formale Konstruktion des Themas, das nicht wie in der Klassik üblich aus vier plus vier Takten besteht, sondern aus fünf plus sieben Takten. Diese ungerade Anlage ist aber in Haydns Quartettschaffen kein Einzelfall. Gerade in der Kammermusik, die sich ja an Kenner und Liebhaber richtet, gingen die Komponisten oft einen Schritt weiter als in großbesetzten Werken und experimentierten nicht nur mit der Form, sondern auch oft mit der Harmonik (z.B.: Mozarts Dissonanzen-Quartett). Das Finale ist wie erwartet ein schneller Satz, beginnt energisch in c-moll und findet erst im weiteren Verlauf in die Grundtonart des ganzen Werkes, nämlich C-Dur, zurück.
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
Sponsored Links
- Opernreisen und Musikreisen bei klassikreisen.de
- Konzertpublikum
- Musikunterricht
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich