Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 94 ('Paukenschlag')
Welche von den über 100 Sinfonien Haydns nun die bekannteste, beste oder bedeutendste ist, läßt sich nicht sagen. Einige heben sich aber durch ihre besondere musikalische Qualität oder durch äußerliche Merkmale von den übrigen ab. Für die Paukenschlagsinfonie treffen beide Aspekte zu, sie ist ebenso gehalt- wie effektvoll und gehört zu den meistgespielten Werken Haydns.
Beethoven komponierte neun Sinfonien und nach ihm wurde diese Zahl nur selten überboten. Wie konnten nun Mozart 41 und Haydn ganze 104 Sinfonien komponieren? Um das Schaffen der Komponisten richtig einzuschätzen, muß man wissen, daß sich das Wesen der Sinfonie zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark wandelte. Die Gattung der Sinfonie, die ja ebenso wie die des Streichquartetts erst im Laufe des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde, war zunächst nicht mehr als ein Divertimento. Sie erhob also noch nicht den Anspruch, eine besondere künstlerische Aussage zu machen, sondern diente als Gebrauchsmusik. Haydns erste Sinfonien, die allererste entstand 1759, sind lediglich mit Streichern, zwei Oboen und zwei Hörnern besetzt und in ihrer Satzfolge noch frei. Erst allmählich erweiterten die Komponisten der Frühklassik die Besetzung und bildeten gleichzeitig die klassische, viersätzige Anlage der Sinfonie heraus, für die die Paukenschlagsinfonie ein Musterbeispiel ist. Joseph Haydn spielt in der Geschichte der Sinfonie eine überragende Rolle. Wer seine Biographie studiert, verfolgt gleichzeitig die Entwicklung dieser so bedeutenden musikalischen Gattung. Das sinfonische Werk Haydns läßt sich in einzelne Schaffensperioden einteilen: Die erste Sinfonie komponierte er für den böhmischen Grafen Morzin, in dessen Diensten Haydn aber nur für kurze Zeit stand. 1761 wird der Komponist Kapellmeister am Hof Esterházy und komponiert nun ständig Sinfonien für das relativ schwach besetzte Orchester. Am Ende der sechziger Jahre hatte Haydn schon über 40 Sinfonien komponiert, in den siebziger Jahren kamen noch einmal 25 hinzu, darunter die berühmte Abschiedssinfonie (Nr. 45). Spätestens in den achtzigern hatte der Komponist seine Reifezeit erreicht, seine Werke standen auf der Höhe der Klassik und verbreiten sich in ganz Europa. 1782 fanden die ersten Aufführungen in Amerika statt. In der letzten Schaffensperiode, die die zwölf sogenannten Londoner Sinfonien umfaßt, zeigt sich Haydns Meisterschaft besonders deutlich. Haydn war 1790 erstmals nach England gereist und erlebte dort mit seinen Sinfonien Nr. 93 bis 98 große Erfolge. In London gab es zu jener Zeit eines der bestbesetzten Sinfonieorchester. Haydn, der als Hofkapellmeister des Grafen Esterházy mit wenigen Musikern gearbeitet hatte, fand in England neue Voraussetzungen, die sich dann auch auf sein Schaffen auswirkten. Die zweite Hälfte der Londoner Sinfonien (Nr. 99 bis 104) komponierte Haydn während seiner zweiten Englandreise (1794/95).

Haydn zur Entstehungszeit der Londoner Sinfonien (1792)
Portrait

"Bei der großen Musik ist es eine Frage auf Leben und Tod."
Der Pianist Herbert Schuch im Gespräch mit klassik.com.
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