Rinnat Moriah (Eurydike), Ensemble, © Björn Hickmann
Anmerkungen zur Neuinszenierung von Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" in Dortmund
Wenn Barbie und Ken in die Unterwelt tauchen
Jeder Künstler braucht eine Muse, und das ist meistens nicht die Ehefrau oder der Ehemann. Mit Sprachwitz,Tanz und Gesang feierte man am vergangenen Wochenende am Dortmunder Opernhaus die Neuinszenierung von Jacques Offenbachs Opéra-bouffon „Orpheus in der Unterwelt“. Gespielt wird eine passend ausgewählte Mischfassung aus den Jahren 1858 und 1874 in der deutschen Textfassung von Ludwig Kalisch - ergänzt, aktualisiert von Frank Harders-Wuthenow.
Ob Opéra-bouffon, Operette oder Musical, Nikolaus Habjahn erzählt die mit vielen Tanz- und Showelementen angereicherte Geschichte wie einen animierten Comic-Bilderbogen mit Lautmalereien, stilisierten, vereinfachten Symbolen und witzigen Geräusche-Sprechblasen. Hier sind es nicht Orpheus und Eurydike, sondern Barbie und Ken, die sich auseinandergelebt haben. Sie wollen sich trennen, aber die öffentliche Meinung, der Jupiter-Ersatz auf Erden, kann das nicht gutheißen. Sie interveniert und vermag im Unterschied zur Götterwelt den moralischen Zeigefinger aufrecht zu erhalten.
Passend dazu zaubert Heike Vollmer für den ersten Akt eine an die Comic-Sprache angelehnte, pinkfarbene Wohlfühlwelt mit Pool auf die Bühne. Denise Heschl ergänzt mit lustiger, anspielungsreicher Kostümierung, wobei der Comic-Tuschestrich bis in das Schuhwerk weitergeführt wird. Und wenn Motonori Kobayashi zu Beginn mit zugehaltener Nase über die Beckenleiter hinabsteigt, um die Musik zu leiten, weiß man, dass es in der Unterwelt stinkt, aber ihr - im Folgenden - auch feurig-dionysische Klänge entströmen werden.
Gesangssolisten, das Tanzensemble, der Opernchor und die Dortmunder Philharmoniker präsentieren einen abwechslungsreichen, familientauglichen, unterhaltsamen Abend. Zachary Wilson ist ein wohlklingender, selbstverliebter Ken, dessen Violin-Virtuosität auf der Bühne grandios von Nemanja Belej verkörpert wird. Rinnat Moriah stellt mit lupenreinen Spitzentönen und schillernden Koloraturen die erfolgreiche Barbie/Eurydike dar. Fritz Steinbacher ist Aristeus/Pluto, Maria Hiefinger überzeugt als öffentliche Meinung ebenso wie Steffen Schortie Scheumann als Styx.
Kritik von Ursula Decker-Bönniger
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