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Freitag, 22. September 2023

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Szenenfoto, Copyright: Johan Persson

Szenenfoto, © Johan Persson

Die Broadway-Sensation 'Hamilton'

Im Rap durch die amerikanische Gründungsgeschichte

Zumindest George Washington, der erste Präsident der USA, dürfte hierzulande bekannt sein. Schwieriger wird es hingegen mit weiteren prägenden Personen der amerikanischen Gründungsgeschichte, mit Thomas Jefferson, Marquis de Lafayette, Aaron Burr und Alexander Hamilton. Das Musical „Hamilton“ von Lin-Manuel Miranda bringt sie uns näher, insbesondere natürlich die Titelfigur. Die politische Karriere des von einer Karibikinsel stammenden Hamilton beginnt beim Militär während des Unabhängigkeitskrieges gegen England. Er heiratet eine Tochter der reichen Familie Schuyler, wird Assistent George Washingtons und in dessen Kabinett erster Finanzminister. Parteiliche Auseinandersetzungen und Machtspiele führen zu seinem Fall: der langjährige Gegenspieler Aaron Burr tötet ihn im Duell.

2015 kam „Hamilton“ am Broadway heraus und machte dort sofort Furore: weil das Stück Rapmusik verwendete und mit „People of color“ besetzt war, obwohl die Gründerväter helle Hautfarbe hatten. Dafür wurde es zum Publikumshit, sahnte zahlreiche Preise ab und brach nicht zuletzt finanzielle Rekorde.

In der Musical-Hochburg Hamburg feierte „Hamilton“ 2022 Deutschland-Premiere, überaus sorgfältig einstudiert von Stage Entertainment Germany. Inszenierung und Ausstattung – ein suggestiv beleuchteter, backsteinverkleideter Raum mit einer begehbaren Holzempore - besorgten das New Yorker Team Thomas Kail und David Korins, für die deutsche Übersetzung holte man zwei gewiefte Texter ins Boot – den Autor Kevin Schroeder und den Berliner Hip-Hop Songwriter Sera Finale. Denn das war das heikelste Unternehmen: die Übertragung der Raps in eine andere Sprache. Sogar die FAZ widmete diesem Thema eine ganze Seite und interviewte dazu Lin-Manuel Miranda, Verfasser, Komponist und erster Hauptdarsteller in Personalunion.

Die textliche Einrichtung ist geglückt, auch wenn diejenigen, denen Amerikas Historie kaum oder gar nicht vertraut ist, am Anfang bisweilen ins Schwimmen geraten können. Denn der Gang durch die Geschichte beginnt komplex, Ereignisse und Jahreszahlen folgen Schlag auf Schlag und die Aussprache ist nicht immer verständlich. Doch immer stärker gerät man in den Bann des Geschehens und wird überrumpelt von der darstellerischen, stimmlichen und tänzerischen Energie des gesamten Ensembles zur dynamischen Lifemusik unter der Leitung von Philipp Gras. Angeführt vom charismatischen Diluckshan Jeyaratnam als Hamilton überzeugen Vic Anthony als vom Ehrgeiz getriebener Burr, die Schwestern Schuyler (äußerst stimmstark: Chasity Crisp, Chiara Fuhrmann und Mar Ann Jorolan) und Jan Kersjes als King George (wunderbar exaltiert in seinen zwei Songs).

Ungeachtet der fast durchweg positiven Kritiken blieb der Verkauf bisher hinter den Erwartungen zurück, deshalb läuft „Hamilton“ nur bis Mitte Oktober. Wer also die Show nicht verpassen will, muss sich sputen und Karten sichern für dieses absolut sehens- und hörenswerte Musical.

Kritik von Karin Coper

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