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Arcon Trion beim Wettbewerb 2018, © Günter Jagoutz
25. Internationaler Johannes Brahms Wettbewerb
Zukunftsambitionen
Zum bereits 25. Mal fand die jüngste Ausgabe des seinerzeit von Johannes Kropfitsch ins Leben gerufenen Johannes Brahms Wettbewerbs in Pörtschach am Wörthersee statt. In alternierender Abfolge wird er jährlich in den Fächern Lied, Violine, Viola, Violoncello, Klavier und Kammermusik ausgetragen und grenzt sich schon vom Austragungsmodus her gegenüber anderen vergleichbaren Konkurrenzen ab: Für Teilnehmer und Publikum nachvollziehbare Jury-Entscheidungen hat sich das zu Grunde liegende Konzept auf die Fahnen geschrieben, Transparenz steht als – nicht alltägliches und lobenswertes – Prinzip weit oben auf der Agenda. Die Wertung erfolgt unmittelbar coram publico, sogar die Möglichkeit zum persönlichen Austausch mit den Juroren besteht für die Kandidaten im Anschluss an ihren Vortrag. Die endgültige Entscheidung über den Sieg fällt schließlich unter umfassender Einbeziehung dreier Runden und somit nicht in bloßer Abhängigkeit von der Tagesform.
Attraktiver Rahmen
Einen besonders attraktiven Rahmen für das Preisträger-Konzert des Jubiläumsjahrgangs 2018 stellte am Sonntagnachmittag die Auftrittsmöglichkeit im ehrwürdigen Ambiente des Brahms-Saals im Wiener Musikverein dar. Erspielt hatte sich diese Belohnung als erstes das Arcon Trio, bestehend aus Julius Asal (Klavier) sowie den Geschwistern David und Janis Marquard (Violine, Cello). Als Zweitplatzierte in der Sparte Kammermusik profilieren sie sich in Brahms‘ H-Dur-Trio op. 8 durch präzise Interaktion und unterstreichen ihre perspektivischen Zukunftsambitionen. Insbesondere Klavier- und Cellostimme tun sich durch dezidierte Tongebung und lebendige Phrasierung hervor.
Mamikon Nakhapetov ist Sieger im Fach Klavier, kann allerdings bei seinem Auftritt nicht überzeugen. Sowohl Liszts Trankskription von Beethovens 'Adelaide' als auch in Brahms‘ 'Drei Intermezzi' op. 117 geraten stimmlich zu wenig trennscharf und bleiben dynamisch wie agogisch recht trocken und statisch. Die virtuose Komponente fehlt seinem Spiel in Rachmaninovs Arrangement des (im Programmheft irrtümlich als 'Liebesfreud' ausgegebenen) Kreisler-Evergreens 'Liebesleid', im Mittelteil verschwimmen die Konturen der raschen Akkordbrechungen fast völlig. Nakhapetovs Eignung dürfte statt im Solobereich deutlich eher in der Disziplin Liedbegleitung liegen, in der er sich in der Vergangenheit bereits hervorgetan hat.
Etablierter Status
Weitaus besser macht seine Sache nach der Pause Luca Giovannini, der aus der Cello-Konkurrenz als Erstplatzierter ex aequo hervorgegangen ist. Sein Vortrag in Haydns C-Dur-Konzert Hob. VIIb:1 besticht durch ausgefeilte Technik und emotionale Intensität. Ihm würde man a.) ein besseres Instrument, b.) eine kompetentere Begleitung als die der leider auf nur mäßigem Niveau agierenden Slowakischen Sinfonietta Zilina unter Leitung des Japaners Yuki Miyagi wünschen. Last, but not least spielt Julia Turnovsky als Drittplatzierte in ihrem Fach Mendelssohns Violinkonzert e-Moll-Konzert op. 64. Nach anfänglicher Nervosität stabilisiert sich ihr Spiel, das insgesamt zwar nicht fehlerfrei bleibt, aber aufrichtige Spielfreude und hoch entwickelte Anlagen erkennen lässt.
Bei alldem darf man nicht vergessen: Die Arbeit hinter den Kulissen des Projekts ist ehrenamtlich organisiert, zunehmend klamme Kassen machen auch vor dieser Institution nicht Halt. Das sinnfällige und hehre Ziel, begabten Nachwuchsmusikern Spielpraxis und ein potentiell weiterführendes Sprungbrett für ihre Karriere zu verschaffen, wird mit dem etablierten Status dieser Veranstaltungsreihe in jedem Fall erreicht und hoffentlich noch lange verfolgt.
Kritik von Thomas Gehrig
Kontakt zur Redaktion
Internationaler Johannes Brahms Wettbewerb: Preisträgerkonzert
Ort: Musikverein,
Werke von: Johannes Brahms, Ludwig van Beethoven, Fritz Kreisler, Joseph Haydn, Felix Mendelssohn Bartholdy
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