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Berliner Philharmoniker, Riccardo Muti, © Monika Rittershaus
Verdi-Requiem unter Riccardo Muti in Baden-Baden
Leuchtende Stimmwunder
An dramatischer Wucht und lyrischer Leuchtkraft nicht mehr zu überbieten, gelang bei den Osterfestspielen Baden-Baden die Aufführung des Verdi-Requiems der Berliner Philharmoniker und des Chores des Bayerischen Rundfunks unter Riccardo Muti. Bei all ihrer dramatischen Schlagkraft und lyrischen Beredtheit ließ Mutis vom Festspielhaus-Publikum begeistert gefeierte Aufführung der 'Messa da Requiem' indes auch die sakrale Aura des Werkes nicht vermissen.
Das klangintensive Spiel des in der badischen Kurstadt nun acht Jahre amtierenden ‚Festspielorchesters‘ strotzte nur so von Intensität und Engagement. Das Jüngste Gericht malten die Berliner in knallharter Wucht. Die Geigentremoli rauschten, die Blechstöße knatterten und das Schlagzeug setzte Hiebe. Skalen wurden mit elanvollem Schwung durchmessen. Für den Trompeten-Aufruf im 'Tuba mirum' brauchte Muti keine Emporen-Standorte: Die Berliner Bläser spielten das in phänomenaler Präzision auf dem breiten Baden-Badener Bühnenpodium in gestochenen Repliken aus.
Textbezogene Artikulation
In einigen Passagen wie dem 'Dies irae' und dem 'Sanctus' überdeckten die Instrumentalisten aber wegen fehlender Balance dann doch den von Howard Arman glänzend vorbereiteten, ergiebigen Chor des Bayerischen Rundfunks. Der zeichnete deutliche Linien bereits im oft nur raunend gegebenen Requiem-Beginn. Muti sorgte für textbezogene Artikulation. Locker, beweglich und feinsinnig gelang das elastisch gebrachte 'Sanctus', weihevoll gerieten die Opfergesänge des 'Offertoriums', überzeugend kehrte die abgetönte ‚Amen‘-Ruhe am Ende der 'Dies-irae'-Sequenz ein.
Bei den Gesangssolisten führte sich die junge Koreanerin Vittoria Yeo als mit schlank-kräftiger Intensität singende Verdi-Heroine ein, die das Zeug zu einer Ricciarelli oder Leontine Price hat. Stets ausdruckspräsent, erstieg sie mühelos mit unfehlbarer Intonationssicherheit ihre Höhen. In wundervoller Rundung gestatete die in Italien vervollkommnete Koreanerin das 'Libera me': Ein Stimmwunder tat sich kund! Herrlich durchklingende Mittellagen setzte wieder einmal mehr die Lettin Elina Garanca ein: Edel, weich ausschwingend, proportioniert zum großen Volumen ansetzend, so gestaltete sie ihre fesselnden Passagen.
Nicht ganz diese Vollkommenheit erlebte man bei den Männern: Der Italiener Francesco Meli trumpfte gerne unvermittelt belcantistisch auf und überzog dabei outriert. Der nicht immer stabil intonierende Bass Ildar Abdrazakov aus dem russischen Baschkortostan artikulierte mit einigen rauhen Registern immerhin überwiegend in gepflegter Diktion.
Kritik von Prof. Kurt Witterstätter
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Verdi-Requiem: Berliner Philharmoniker
Ort: Festspielhaus,
Werke von: Giuseppe Verdi
Mitwirkende: Chor des Bayerischen Rundfunks (Chor), Riccardo Muti (Dirigent), Berliner Philharmoniker (Orchester)
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"Man muss das Ziel kennen, bevor man zur ersten Probe erscheint."
Der Pianist und Organist Aurel Davidiuk im Gespräch mit klassik.com.
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