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Szenenfoto, © Wilfried Hösl
'Tosca' bei den Münchner Opernfestpielen
Glanzvoller Abschluss
Premiere hatte die laufende 'Tosca'-Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper schon im Juni 2010. Zum letzten Mal in dieser Spielzeit ging die in Kooperation mit der New Yorker MET und der Mailänder Scala produzierte Inszenierung am Freitag im Rahmen der diesjährigen Münchner Opernfestspiele über die Bühne.
Glaubwürdige Bilder
Verantwortlich für die Regie zeichnet Luc Bondy, seine Bildersprache ist glaubwürdig und direkt, auf verschlüsselte Regietheater-Symbole verzichtet er. Gleiches gilt für die von Milena Canonero entworfenen Kostüme. Auf diese Weise spielen die Szenen tatsächlich da, wo das Libretto sie verortet hat. Im dritten Akt reicht exemplarisch der vom Richtplatz zur martialisch bewachten Befestigungsanlage führende Treppenaufgang aus, um die düstere Atmosphäre der Handlung ausdrucksstark zu unterstreichen. Die geschickte Personenführung genügt auch da, wo die Bühne nur sparsam ausstaffiert ist, die Charaktere sind individuell treffend und in ihren emotionalen Verflechtungen tiefenscharf gezeichnet. Entsprechend unverständlich erscheint es, wieso diese Inszenierung beim New Yorker Publikum seinerzeit ursprünglich auf überwiegende Ablehnung gestoßen war.
Hohes Niveau
Zur überzeugenden Regie-Arbeit gesellt sich das fast durchweg hohe musikalische Niveau: Angefangen sei hier ausnahmsweise mit dem Orchester, das unter Leitung von Marco Armiliato eine Glanzleistung abliefert. Zündende Knalleffekte beherrscht der Klangkörper von den ersten, die unruhige Flucht untermalenden Takten genauso wie sensibles Pianissimo bis hinein in die zart geflochtenen, regelrecht kammermusikalischen Elemente. Kurz gesagt: Die dramaturgische Handlung wird dynamisch exakt abgebildet. Die Grundierung für die Sänger gelingt dabei klanglich ausgewogen und agogisch aus dem Moment heraus flexibel. Synchronisationsprobleme gibt es punktuell nur mit dem – für sich genommen gewohnt solide agierenden – aus dem ‚Off‘ herüberklingenden Chor. Angela Gheorgiu gibt die Titelpartie darstellerisch gewandt und stimmlich stabil. Als brillant besetzt erweist sich Cavaradossi mit Joseph Calleja. Sein Ton ist in allen Registern absolut klar, unangestrengt und beweglich. Auch Scarpia in Gestalt von Thomas Hampson überzeugt durch kerniges Volumen und schauspielerisch absolut glaubwürdig verkörpertes düsteres Charisma. Auch Angelotti (Alexander Milev) und Spoletta (Kritof Klorek) meistern ihre Partien souverän. Das begeisterte Publikum und alle Opern-Fans können es nur bedauern, dass diese, sicherlich zu den Highlights der Opernfestspiele zählende 'Tosca' bis zu deren Ende nicht mehr zu hören sein wird.
Kritik von Thomas Gehrig
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Tosca: Melodramma in drei Akten von Giacomo Puccini
Ort: Bayerische Staatsoper,
Werke von: Giacomo Puccini
Mitwirkende: Marco Armiliato (Dirigent), Bayerisches Staatsorchester (Orchester), Luc Bondy (Regie), Angela Gheorghiu (Solist Gesang), Thomas Hampson (Solist Gesang), Joseph Calleja (Solist Gesang)
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