> > > > > 31.12.2017
Montag, 27. März 2023

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Max Simonischek (Bacchus), Laura Corales (aus dem Staatsopernchor Stuttgart), Michael Ebbecke (Jupit, Copyright: Martin Sigmund

Max Simonischek (Bacchus), Laura Corales (aus dem Staatsopernchor Stuttgart), Michael Ebbecke (Jupit, © Martin Sigmund

Offenbach zum Jahresausklang

Silvesterfreuden

Silvestervorstellungen, das darf als bekannt gelten, haben ihre eigenen Gesetzmäßigkeiten. In Wien haben sowohl die Staatsoper als auch die Volksoper ihre 'Fledermaus' und ein Haus wie die Oper Stuttgart sollte dem freilich in nichts nachstehen. Verfügt diese Institution im bebenden Herzen der Feierlichkeiten zum Jahreswechsel doch über den "Chor des Jahres 2017". Gute Vorzeichen? Ja, das darf man doch nun wirklich behaupten. Aber die besonderen Vorgänge an Silvester machen eine neutrale Besprechung einer Einzelaufführung schwieriger als sonst.

Was nicht schwer fällt, ist der Umstand darauf hinzuweisen, dass es der Oper Stuttgart gelungen ist unter der Federführung von Armin Petras eine interessante Lösung der Fassungsproblematik, die bei Jaques Offenbach unentrinnbar ist, anzubieten. Gespielt wird, unter Hinnahme des Wermuttropfens der deutschen Sprache für die Ausführung, eine Mischfassung zwischen der von 1858 und Einlagen aus der von 1874. Eine Fassung also zwischen einem fast schon harmlos bösen Unterhaltungsstück und großer Opernparodie.

Unter den Sänger-Schauspieler(inne)n des Abends ragen aus einem exquisiten Ensemble Josefin Feiler, Michael Ebbecke und Max Simonischek heraus. Feiler gab der Eurydike einen ganz eigenen Charme, der über das Aninszenierte weit hinaus ging. Die gewagten Höhen und notwendigerweise perlend zu singenden Koloraturen meisterte sie bravourös. Aber hier ist, nicht selbstverständlich für Opernsängerinnen, eine Schauspielerin der Welt verlorengegangen. Michael Ebbecke als Urgestein zu bezeichnen, soll nicht als despektierlich missverstanden sein. Er ist ein Bühnengigant an diesem Haus und hatte auch nur wenig Mühe, dies zu beweisen. Anfangs noch etwas belegt, zeigte er spätestens im Fliegenduett, was auch ein reiferer Sänger vermag - und seine Performance als tanzender Jupiter: Wer's nicht erlebt hat, dem kann man's nur schwerlich beschreiben. Simonischek als Hans Dampf in allen Gassen meisterte die Teilrolle als Öffentliche Meinung – wer kam auf die Idee die Rolle so aufzuteilen? -, argumentierungssüchtiger, gar nicht wortkarger Mars und Gothik-Bacchus im Hause des Onkels charmant und mit spürbarem Vergnügen. André Morsch gibt einen agilen, auch mal einen Strip hinlegenden Pluto im Baritongewand, was seiner Auftrittsarie schaden muss - aber dafür kann der Sänger nichts -, und Heinz Göhrig einen unterhaltsamen Merkur im Dauerstress. Schauspielerisch souverän Yuko Kakuta als Cupido, dessen ständige Sushi-Rufe am Beginn des zweiten Bildes doch entbehrlich gewesen wären. Letztlich taten Staatsopernchor - jede Sängerin und jeder Sänger in Einzelrollen - und das Akzente setzende Staatsorchester das Ihrige, um unter der Gesamtleitung von Hans Christoph Bünger dem Abend zum Erfolg zu verhelfen.

Und dies führt noch kurz zur Regie: Armin Petras zaubert auf der praktischen Bühne von Susanne Schubroth einen bezaubernden Theaterabend. Unverständlich bleibt allerdings, warum im dritten und vierten Bild (im Untergrund des Hades) plötzlich auf Goldene Operette gemacht werden muss. Eine Improvisation gehört nicht zur Operá bouffe des Jacques Offenbach. Dennoch: André Jung gab den Hans Styx beim Singen nicht im Takt, aber das muss der Diener des Pluto auch nicht. Zuviel Lethe-Wasser...

Ein Silvesterabend mit Augenzwinkern. Nicht nur der Rezensent ging verzaubert zum Sektumtrunk.

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Kritik von Simon Haasis



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Orpheus in der Unterwelt: Operette von Jacques Offenbach

Ort: Staatstheater,

Werke von: Jacques Offenbach

Mitwirkende: Staatsorchester Stuttgart (Orchester)

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