Neujahrskonzert des Gürzenich-Orchesters Köln
Antipasti, Anja Harteros und römische Trompeten
Eigentlich passt es sehr gut, dass das "Neujahrskonzert" in der Stadt des Schreins der Heiligen drei Könige zwei Tage nach deren Festtag mit Ottorino Respighis euphorischer Vision der Dreikönigsnacht als Finale seiner 'Feste romane' ausklingt. Das Programm dieses Sonderkonzerts des Gürzenich-Orchesters Köln konkurrierte eben nicht mit der Wiener-Walzer-Tradition des ersten Tags des Jahres, sondern folgte einerseits ein wenig dem ebenfalls etablierten Schema der turbulenten Opern- bzw. Sänger-Gala: Anja Harteros brachte (zu Beginn des zweiten Konzerteils) zwei Nummern von Alfredo Catalani und Umberto Giordano mit, deren Popularitätswert bereits das aktuelle Versimo-Album von Anna Netrebko verbürgt. Das mit dem Diven-Kult seit Maria Callas und besonders Jean-Jacques Beineix' Film "Diva" (1981) untrennbar verbundene 'Ebben, ne andrò lontana' aus Catalanis Geierwally-Oper von 1891 wirkte nach der Pause anfangs noch etwas unterkühlt, Harteros in prächtiger schwarzgoldener Garderobe fand jedoch spätestens im von den Streichern sanft gestützten Mittelteil zu einer emotionalen Eindringlichkeit und Präsenz, dass sich jede Netrebko-Reminiszenz erübrigte - die Russin wirkt in allen mir bekannten Versionen, gerade auch einem Pariser Konzertvideo von 2007, stimmlich fahler und eindimensionaler, kompensiert das aber mehr noch als einst Maria Callas durch schauspielerische Intensität, welche die Qualität der Stimme etwas in den Hintergrund rücken lässt. Das hat Anja Harteros gar nicht nötig: Auch der zweite Auftritt mit Maddalenas schwermütigem 'La mamma morta' (auch durch den Kinohit "Philadelphia" nicht nur Opernliebhabern bekannt) lief darstellerisch eher zurückhaltend, aber in der stimmlichen Versenkung in den Ausdruck, der Konzentration auf die von Beginn an mit weittragendem Rezitationstönen gebildete Gemütslage überwältigend ab - die Lebendigkeit vom anfänglich kammermusikalischen Bratschenquintett bis zur finalen Tutti-Apotheose göttlicher Liebe war aber auch dem durchgehend blendend aufgelegten Orchster zu verdanken, das vom erst 33jährigen Italiener Daniele Rustioni sehr einfühlsam und souverän eingestellt und geleitet wurde.
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Kritik von Dr. Hartmut Hein
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Neujahrskonzert mit Anja Harteros: Gürzenich-Orchester Köln, Daniele Rustioni
Ort: Philharmonie,
Werke von: Gioacchino Rossini, Camille Saint-Saens, Maurice Ravel, Alfredo Catalani, Amilcare Ponchielli, Umberto Giordano, Ottorino Respighi
Mitwirkende: Gürzenich-Orchester Köln (Orchester), Anja Harteros (Solist Gesang)
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