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Montag, 20. März 2023

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Paolo Fanale, John Chest, Noel Bouley, Alexandra Hutton, Copyright: Bernd Uhlig

Paolo Fanale, John Chest, Noel Bouley, Alexandra Hutton, © Bernd Uhlig

'Cosí fan tutte' an der Deutschen Oper Berlin

K(l)eine Neuigkeiten

Wieder gibt die Deutsche Oper einem Opernneuling das Regiezepter in die Hand, wieder ist es ein preisträchtiger Schauspiel-Regisseur und wieder ist der Stoff von Mozart vertont. Nach der 'Entführung' zum Ende der letzten Spielzeit darf bei der ersten Premiere der Saison nun der erst Mitte 30-jährige Regisseur Robert Borgmann ran.

"Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo", schrieb Wolfgang Amadeus Mozart an seinen Vater. Es ist bekannt, dass Mozart auf das Tempo ganz besonderen Wert legte, oft konnte es ihm kaum schnell genug gehen, wodurch sich auch der Witz in seinen Komödien einstellt. Generalmusikdirektor Donald Runnicles koordiniert das musikalische Geschehen weitgehend gut, bringt aber zu oft nicht den nötigen Schwung mit, um diesem Witz gerecht zu werden.

Mehr Einfall wagen!

Neben der zweifelsohne großartigen Musik von 'Cosí' stellt die spärliche Handlung – erzählt in vollen drei Stunden – definitiv eine Herausforderung dar. Aber auch großes Potential. So überviel in der besagten 'Entführung' in der letzten Spielzeit gewagt wurde, so wenig wagte Borgmann hier. Ein vages Ausstellen und Ausdekorieren der Handlung reicht gerade bei diesem Werk nicht. Schon die große Aufschrift "Youth" zu Anfang wirkt unbeholfen, da der Ansatz der naiven Jugend nicht zu Genüge durchgezogen wird. Ein bisschen herumalbern und kämpfen mit dem Buttermesser ist nicht definiert genug. Statisten vor der Bühne als zweites Publikum, das auch mal mitspielt, Spielereien mit dem Saallicht und ein Bühnenabbau im Finale machen erzwungen eine weitere Ebene auf, brechen mal die vierte Wand - nichts annähernd Neues. Dazu noch unnötige Frontalaufnahmen der Figuren auf Video-Projektion. Es bleiben noch die hübschen, abgedrehten Kostümchen von Michael Sonntag und das hier und da bedachte Licht von Carsten Hughes.

Fesch und frisch

Wie so oft am Haus an der Bismarckstrasse erleben wir eine junge, energiegeladene Besetzung. Neben dem bewährten Ensemblemitglied John Chest, der immer wieder mit seinem vollen, kräftigen und dennoch beweglichen Bariton entzückt, steht als Fiordiligi der australische Jungstar Nicole Car auf den Brettern. Sie überzeugt mit Musikalität, Sicherheit und Brillanz. Ebenfalls aus Australien stammt Alexandra Hutton, die nicht nur mit stimmlicher Präzision und klanglicher Anmut fesselt, sondern auch ihr darstellerisches Können ausspielt. In Lack und Leder reist sie das Publikum humorvoll mit und wird mit großem Schlussapplaus als kleines Highlight gefeiert. Passend setzt die Amerikanerin Stephanie Lauricella – vor zwei Spielzeiten Stipendiatin des Hauses – ihre dunkle Stimmfärbung dagegen. Sie glänzt ganz in der Rolle der Dorabella und ist immer in guter stimmlicher Balance zu ihren Mitstreitern. Paolo Fanale brilliert in der Rolle des Ferrando mit Wucht und Dramatik in der Stimme, die ein Potenzial für größere Partien andeuten. Der Strippenzieher Don Alfonso wird von Noel Bouley gegeben, welcher seine Figur ganz auslebt, darstellerisch und stimmlich immer gesetzt und fest. Schade, dass aus diesem begeisternden Cast durch den halbgegorenen szenischen Überbau und musikalischen Unterbau nicht noch mehr Möglichkeiten gegeben wurden.

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Kritik von Theo Hoflich

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Cosí fan tutte: Dramma giocoso in zwei Akten von W. A. Mozart

Ort: Deutsche Oper,

Werke von: Wolfgang Amadeus Mozart

Mitwirkende: Chor der Deutschen Oper Berlin (Chor), Donald Runnicles (Dirigent), Orchester der Deutschen Oper Berlin (Orchester)

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