
Rudolf Buchbinder und die Camerata Salzburg
Lyrischer Beethoven
Es war der Beginn von Ludwig van Beethovens Klavierkonzert Nr. 5 Es-Dur op. 73, der am vergangenen Dienstagabend im BASF-Feierabendhaus wie unter einem Vergrößerungsglas Aufschluss über das musikalische Niveau des von Rudolf Buchbinder und der Camerata Salzburg gestalteten Abends gab: Das Orchester stimmt lediglich vier Stützakkorde an, mit denen die harmonische Kadenz der Grundtonart umschrieben wird, während der Solist als Ausgangspunkt für ein weites pianistisches Umherschweifen nutzt, bis er schließlich wieder in der Grundtonart einrastet und damit den Impuls zum Vortrag des Themas durch das Orchester gibt. Dieses Umherschweifen wurde von Buchbinder zu den klangvoll und strahlend in den Raum gestalteten Akkorden zunächst mit großzügiger, sich über den Tonraum entfaltender Geste angestimmt, zeigte sich jedoch sofort auch als im Tempo nachgiebig und – ausgestattet mit den innehaltenden Ausdruckswechseln eines am Klavier Fantasierenden – auf die Erkundung lyrischer Möglichkeiten hin ausgerichtet.
Was hier zu Beginn der zweiten Konzerthälfte auf engstem Raum zu erleben war, erwies sich als Konstante des gesamten Abends: Solist und Kammerorchester gestalteten ohne Mitwirkung eines Dirigenten im trauten Miteinander das dritte Konzert aus der Reihe 'The Big Four' und verließen sich bei der Darstellung zweier Beethoven’scher Klavierkonzerte auf die Prinzipien kammermusikalischen Dialogisierens. Dieser Ansatz verlieh dem Musizieren ein hohes Maß an Flexibilität, was am besten dort zur Geltung kam, wo Buchbinder – wie in den Mittelsätzen des Es-Dur-Konzerts und des Konzerts Nr. 1 C-Dur op. 15 seine Vorliebe für die Erkundung melodischer Gestalten in zarte, lyrische Momente fließen ließ, die er förmlich aus der Tastatur herauszustreicheln schien. Solchen Augenblicken standen, vor allem in den Rahmensätzen der beiden Werke, viele kraftvolle, rhythmisch prägnante und – in Bezug auf op. 73 – mitunter gar emphatisch formulierte Momente gegenüber, die sich jedoch, wie Buchbinders Vortrag des Seitenthemas aus dem C-Dur-Konzert verdeutlichte, immer wieder der Kantabilität zuwandten.
Dass das Konzert zu einem rundum gelungenen Ereignis wurde, verdankte sich jedoch nicht nur Buchbinders souveränem Beethoven-Vortrag, sondern auch den differenziert agierenden Musikerinnen und Musikern der Camerata Salzburg. Das Kammerorchester lieferte eine auch in den Fortepassagen transparente Umsetzung beider Werke und profitierte dabei in artikulatorischer wie klanglicher Hinsicht – insbesondere im Bereich von Blechbläsern und Pauken – hörbar von seinen Erfahrungen mit den Prinzipien historisch informierter Aufführungspraxis. Unter diesen Voraussetzungen entfaltete sich in den schönsten Augenblicken des Konzertabends aus dem Miteinander von Solist und Orchestermitgliedern eine eindringliche Dialogsituation, die am Ende von den Zuhörern mit begeistertem Applaus quittiert wurde.
Kritik von Prof. Dr. Stefan Drees
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The Big Four 3: Rudolf Buchbinder und Camerata Salzburg
Ort: BASF Feierabendhaus,
Werke von: Ludwig van Beethoven
Mitwirkende: Camerata Salzburg (Orchester), Rudolf Buchbinder (Solist Instr.)
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