Minkowski und das DSO spielen Offenbach und Bizet
Sinnlicher Schwebezustand
Man kann sich das heute kaum mehr vorstellen. Schon gar nicht, wenn man sich im übervollen Saal der Berliner Philharmonie beim Konzert des DSO mit Marc Minkowski umschaute. Aber zu seinen Lebzeiten wurde Jacques Offenbach (1819-1880) tatsächlich als sittengefährdend eingestuft. Meyers Konversations-Lexikon meinte noch 1877, dass man mit Offenbachs Namen Stücke "des höheren Blödsinns zu bezeichnen pflegt", die – Achtung! – "so vom Geiste der Demi-monde durchsetzt sind, daß sie mit ihren schlüpfrigen Stoffen und sinnlichen, zumeist trivialen Tonweisen eine entschieden entsittlichende Wirkung auf das größere Publikum ausüben müssen." Dieses Verdikt, das Offenbachs Popularität im 19. Jahrhundert keinerlei Abbruch tat (eher das Gegenteil) bezog sich natürlich vor allem auf die Operetten des Komponisten und auf das Publikum, das sich in seinen Operettentheatern tummelte. Am gleichen Abend, an dem seine allererste Operette 'L'Alcôve' in Paris uraufgeführt wurde, brachte er am 24. April 1847 als sein eigener Solist sein 'Grand Concerto pour violoncelle avec accomagnement d’orchestre' zur Erstaufführung – ein dreisätziges, 45-minütiges Mammutwerk, das vor allem wegen der extrem ungewöhnlichen Klangeffekte in den halsbrecherischen Solistenpassagen bemerkenswert ist. Denn: Bevor Offenbach Operettenkomponist wurde, war er ein Bravour-Cellist, der à la Paganini und Liszt mit atemberaubenden Stücken durch die Salons und Konzertsäle von Paris tourte, um sich bekannt zu machen. Mit Erfolg!
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Kritik von Dr. Kevin Clarke
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Marc Minkowski: Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Ort: Philharmonie (Grosser Saal),
Werke von: Jacques Offenbach, Jacques Ibert, Georges Bizet, Maurice Ravel
Mitwirkende: Marc Minkowski (Dirigent), Deutsches Symphonie-Orchester Berlin (Orchester)
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