Deutsche Erstaufführung von 'Esclarmonde'
Die byzantinische Zauberin von Dessau
Es gibt viele Gründe, warum das Premierendatum von Massenets 'Esclarmonde' in Dessau seit einem Jahr rot eingekringelt in meinem Kalender steht. Ich liebe Aufführungen von Opernraritäten, die es erlauben, die heute eher unterbelichteten Pfade der Operngeschichte neu zu durchwandeln; man kann dabei oft wunderbare Entdeckungen machen, wie einst u. a. Kirsten Harms an der Deutschen Oper Berlin mit ihrem Ausgrabungs-Zyklus gezeigt hat. Im Fall von Massenets "Opéra romanesque" in vier Akten, einem Prolog und einem Epilog (in acht Bildern) aus dem Jahr 1889 liegt die Sache nochmal ein bisschen anders. Denn jeder, der sich für ungewöhnliche Opern und große Sängerpersönlichkeiten interessiert, kennt dieses Stück bereits – seit 1976 gibt es eine spektakuläre Gesamtaufnahme mit Joan Sutherland als byzantinische Zauberin aus dem Mittelalter, die sich in einen französischen Ritter namens Roland verliebt und ihn mit magischen Kräften allabendlich auf eine Insel "beamt", wo die beiden sich lieben können - bis die böse katholische Kirche in Form des Bischofs von Blois dahinterkommt und einen Exorzismus vornehmen will, um den christlichen Helden vom Einfluss der heidnischen Hexe aus Byzanz zu befreien. Sutherland selbst sang das Stück in den 70er Jahren an diversen großen Opernhäusern, in San Francisco, an der Met, in London. Sie tat zusammen mit ihrem dirigierenden Ehemann Richard Bonynge viel dafür, diesen Massenet-Kracher ins Bewusstsein der Neuzeit zurückzuholen. Danach gab es mit anderen Sopranen Aufführungen anderswo, besonders in Italien, aber nicht in Deutschland, trotz der Massenet-Renaissance, die auch bei uns seit den 70er Jahren in Gang ist. Insofern ging es mir persönlich bei der Pilgerreise nach Dessau weniger darum, 'Esclarmonde' kennenzulernen, als darum, das Stück endlich mal auf der Bühne zu sehen. Denn die Sutherland-Aufführungen habe ich leider verpasst, sie fanden vor meiner Zeit statt. Auch wenn ich Sutherland noch ganz am Ende ihrer Karriere als Donizetti-Sängerin in London erleben durfte und mir vorstellen kann, wie wirkungs- und hoheitsvoll sie als Esclarmonde gewesen sein muss.
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Kritik von Dr. Kevin Clarke
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Massenet: Esclarmonde: Anhaltisches Theater Dessau
Ort: Anhaltisches Theater,
Werke von: Jules Massenet
Mitwirkende: Daniel Carlberg (Dirigent), Angelina Ruzzafante (Solist Gesang)
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