Puccinis 'Turandot' an der Bayerischen Staatsoper
Perspektivenwechsel
Dass das Hauptthema von Giacomo Puccinis letzter Oper 'Turandot' die Liebe sei, ist zwar trivial, verweist aber auf einen Sachverhalt, der so falsch nicht ist. Natürlich ist das eine Auffassung, die zutiefst romantisch ist und unserer durchrationalisierten und ökonomisierten Welt diametral entgegen steht. Dem kann man sich stellen oder mit Ironie begegnen. Carlus Padrissa von La Fura dels Baus versteht 'Turandot' als moderne Parabel, die trotz allem Bilderüberfluss fast kafkaesk wirkt. Völlig konsequent lässt er die beiden posthum komponierten Schlüsse weg und unterstreicht das Fragmentarische. Er verortet die Handlung in der Zukunft. Turandot scheint längst vergessen zu haben, warum das Ratespiel um Leben, Tod und Liebe noch abläuft, und Kalaf schöpft sein Wissen nicht mehr aus sich heraus, sondern benötigt iPad und Internet. Am Ende stehen sich dann beide sprachlos und quasi "entleert" gegenüber. In der Höhe die tote Liù, im magischen Kreis - ein Zitat von Leonardo da Vincis berühmten Bild "Der vitruvianische Mensch"? Das Schicksal Liùs führt nicht in eine Sackgasse, sondern wird zum Menetekel einer immer oberflächlich agierenden Welt, in der Methoden vor Inhalten rangieren, Erfolg mit Geld gleichgesetzt wird und Moral fast gänzlich verschwunden ist. Ein beeindruckend poetisches Stillleben nach etwa zwei Stunden musikalischer und szenischer Hochspannung.
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Kritik von Michael Pitz-Grewenig
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Puccini: Turandot: Bayerische Staatsoper München
Ort: Bayerische Staatsoper,
Werke von: Giacomo Puccini
Mitwirkende: Chor der Bayerischen Staatsoper München (Chor), Zubin Mehta (Dirigent), Orchester der Bayerischen Staatsoper (Orchester), Marco Berti (Solist Gesang)
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