Julia Fischer spielt Schostakowitsch
Maßstabsetzend
Dmitri Schostakowitschs erstes Violinkonzert zeigt wie stark das Schaffen des Komponisten mit den politischen Rahmenbedingungen verflochten war: Die Komposition war bereits 1948 abgeschlossen, allerdings musste die Partitur dann mehrere Jahre ihr Dasein in der Schublade fristen, da das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei im Februar 1948 zu einem weiteren Rundumschlag ansetzte und im Zusammenhang mit der Aburteilung von Muradelis Oper ‘Die große Freundschaft’ vorsorglich auch zahlreiche andere nonkonformistische Musiker wie Prokofjew, Chatschaturjan, Schebalin, Popow und Mjaskowski zu personae non gratae erklärte und ihre Namen in die Liste der volksfeindlichen Tendenzen Verfolgenden aufnahm. Bis zu der Uraufführung des Violinkonzerts, die 1955 stattfand, nahm Schostakowitsch gründliche Revisionen vor. Diese erste Aufführung wurde von David Oistrach, dem es auch gewidmet ist, in einem Konzert mit dem Leningrader Philharmoniker unter Jewgeni Mrawinski gespielt. Heute zählt dieses technisch überaus schwierige Konzert zu den Fixpunkten des internationalen Konzertrepertoires. In Wien war es in jüngerer Vergangenheit in überzeugenden Interpretationen Vadim Repins beziehungsweise Janine Jansens zu hören, die aber beide nicht die Spitzenklasse Julia Fischers erreichten. Fischer spielt das Konzert mit dem ihr eigenen runden und leuchtenden Ton, wobei das einleitende, verhaltene Notturno bereits eine Probe ihres gestalterischen Potenzials zeigt. Im weiteren Verlauf erlebt man hier eine perfekte Kombination von niemals aufgesetzt wirkendem Ausdruck und einer souveränen, über technischen Fragen stehender Virtuosität, die auch in der Kadenz des dritten Satzes nicht an ihre Grenzen stößt. Die Wiener Symphoniker, ein häufig nicht unbedingt sensibel agierender Klangkörper, zeigten sich von ihrer besten Seite und gingen unter der Leitung Yakov Kreizbergs auf das differenzierte Spiel der Solistin ein. Nach der Pause folgte eine leider wenig Eindruck hinterlassende Interpretation von Dvoraks zwischen 1884 und 1885, für das Londoner Publikum geschriebener, siebter Symphonie, die diesmal in der Aufmachung eines grellen Lärmstücks daherkam.
Um die komplette Kritik zu lesen, loggen Sie sich bitte mit Ihrer Email-Adresse und Ihrem Kennwort ein:
Sollten Sie noch kein Nutzerkonto bei klassik.com besitzen, können Sie sich hier kostenlos registrieren.
Kritik von Dr. Rainhard Wiesinger
Kontakt aufnehmen mit dem Autor
Kontakt zur Redaktion
Maßstabsetzend: Julia Fischer spielt Schostakowitsch
Ort: Konzerthaus,
Werke von: Dimitri Schostakowitsch, Antonín Dvorák
Mitwirkende: Yakov Kreizberg (Dirigent), Wiener Symphoniker (Orchester), Julia Fischer (Solist Instr.)
Dieser Beitrag hat Ihnen gefallen? Empfehlen Sie ihn weiter!
Ihre Meinung? Kommentieren Sie diesen Artikel.
Jetzt einloggen, um zu kommentieren.
Sind Sie bei klassik.com noch nicht als Nutzer angemeldet, können Sie sich hier registrieren.
Portrait

Das Klavierduo Silver-Garburg über Leben und Konzertieren im Hier und Heute und eine neue CD mit Werken von Johannes Brahms
Sponsored Links
- klassik.com Radio
- Urlaub im Schwarzwald
- Neue Musikzeitung
- StageKit - Websites für Musiker, Veranstalter und Konzertagenturen
Hinweis:
Mit Namen oder Initialen gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung des Verfassers,
nicht aber unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.
Die Bewertung der klassik.com-Autoren:
Überragend
Sehr gut
Gut
Durchschnittlich
Unterdurchschnittlich