> > > > > 30.03.2008
Sonntag, 24. September 2023

Pet Halmen inszeniert einen blassen Don Giovanni

Malen nach Zahlen

Mozart nannte zwar seinen Don Giovanni ein ‘Dramma giocoso’, doch der Zeitgeist hat ihn wohl ohne große Bedenken als Opera buffa rezipiert. Mozart selbst trug den Don Giovanni jedenfalls in seinem eigenen Werkverzeichnis als Opera buffa ein. Die Hamburger Inszenierung von Pet Halmen hat nun in ihrer Schwere und Dramatik nicht viel von dieser ursprünglichen Intention übrig gelassen. Zu lachen gab es jedenfalls wenig. All die vielen urkomischen, ironischen Apercu die im Libretto Da Pontes und dann potenziert durch Mozarts kongeniale Partitur als Potential im Werk vorhanden sind, bleiben an der Hamburgischen Staatsoper im Keller verschlossen, wo man sich wahrscheinlich zum Lachen zurückgezogen hatte. Wo ist nur der ganze Aberwitz dieser Geschichte um diesen tollkühnen, surrealen Don Juan, den nicht einmal der Tod zur besseren Einsicht bekehren konnte? Wo ist die spitzfindige Selbstironie Mozarts? Wo findet sich hier die Opera buffa? Statt dessen ein ‘stile pesante’, wie ihn Mozarts Musik und Theater wahrlich nicht gebrauchen kann.

Klar, auch ein Pal Halmen versucht an manchen Stellen humorvoll zu wirken, aber entweder verläuft er sich in haarsträubender Banalität oder seine Ideen wirken platt und abgenutzt. Den hochartifiziellen Seiltanz, den Mozart im Don Giovanni zwischen Komödie und Drama vollführt - Vorbild in der folgenden Musikgeschichte für unzählige Werke -, einen Seiltanz, den später Paul Klee zeichnerisch eingefangen hat, den Sören Kierkegaard oder Adorno so bewunderten, diese wunderbare Balance hat Halmen nicht annähernd herausgearbeitet. Seine wenigen Ideen (ein überraschendes Schlafzimmer à la Rotlichtmilieu) sind zum Einschlafen langweilig oder flach populistisch. Für sein geschmackloses Bühnenbild hat Halmen ja schon bei seiner Aida-Inszenierung an der Berliner Staatsoper mehr Häme als Lob kassiert. Immer wieder versucht man das Bild der realistisch-abgeschmackten Kulisse irgendwie als ironisch zu lesen, aber es misslingt. Ist es vielleicht wirklich, nach was es aussieht, Kitsch?

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Kritik von Toni Hildebrandt



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Wolfgang Amadeus Mozart - Don Giovanni: Drama giocoso in zwei Akten

Ort: Hamburgische Staatsoper,

Werke von: Wolfgang Amadeus Mozart

Mitwirkende: Simone Young (Dirigent), Pet Halmen (Inszenierung), Philharmoniker Hamburg (Orchester), Tamar Iveri (Solist Gesang)

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