Anfechtbare Inszenierung von Massenets Werther
Mit emphatischer Zündkraft
Die bürgerliche Opernkultur verkörperte Jules Massenet, ein ganz Fleißiger seiner Zunft, auf eine bemerkenswerte Weise, sozusagen ein Mittler zwischen Charles Gounod und Claude Debussy. Nicht gerade freundlich gestimmt waren ja die Kritiker 1892 bei der Uraufführung seiner Oper „Werther“. „Feinste Himbeer-Sauce in Des“ lautete die Schelte für den Komponisten, und für Johannes Brahms spielte Jules Massenet gar die Rolle eines französischen Zuckerbäckers. Grund genug, sich diese Aspekte zu vergegenwärtigen im Hinblick auf die Neueinstudierung des Dramas an der Staatsoper München. Sicher machte der kurzfristig eingesprungene Daniel Oren am Pult des Staatsorchesters mit Vorurteilen Schluss, die Partitur böte lediglich oberflächliche Reize. Keinesfalls tönte es aus dem Orchester dünn, sanftmütig, auch schmeckte nichts nach Himbeeren oder schmiegte sich in butterweich auslaufenden Linien an die vertonten Texte. Daniel Oren ist jedoch kein musikalischer Feinzeichner, keiner der mit klanglicher Geschmeidigkeit dem französischen Komponisten huldigt. Für ihn gilt der Komponist in erster Linie als ein veristischer Dramatiker, der mit kantig ausgespielten Wagner-Anklängen, mit vollmundigen Klängen und schwelgenden melodischen Ergüssen aufwartet. Jules Massenet wird primär durch die italienische Brille gesehen. Das gilt nicht nur für den in Rom agierenden Maestro, sondern gleichermaßen für die Protagonisten.
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Kritik von Prof. Egon Bezold
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Werther:
Ort: Bayerische Staatsoper,
Werke von: Jules Massenet
Mitwirkende: Daniel Oren (Dirigent), Bayerisches Staatsorchester (Orchester), Marcelo Álvarez (Solist Gesang), Sophie Koch (Solist Gesang), Christopher Maltman (Solist Gesang)
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