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Elbphilharmonie Hamburg, © Sarahhoa
Nagano dirigiert Mahler
Schillernde Expansion
Zum Auftakt der Konzertsaison des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg hatte Generalmusikdirektor Kent Nagano im Großen Saal der Hamburger Elbphilharmonie kein geringeres Werk als Gustav Mahlers (1860-1911) expansiv wuchernde Sechste Sinfonie in a-Moll auf Programm gesetzt. In Hamburg können Mahlerianer aktuell aus dem Vollen schöpfen, gibt es neben Nagano mit Alan Gilbert doch gleich noch eine Mahler-Koryphäe, die in dieser Saison mit der „Auferstehungssinfonie“ und der Siebten ebenfalls Mahler auf's Programm gesetzt hat. Doch zurück zu Nagano: Im fünften Jahr der Elbphilharmonie dürfte es nur wenig andere Dirigenten geben, die sich mit der beispiellos klaren Akustik des Großen Saals so gut auskennen und diese vor allem für groß besetzte Werke zu nutzen verstehen. Kein Wunder also, dass Mahlers Instrumentationskunst auf der voll besetzten Bühne ein ums andere Mal mit staunenswerter Sicherheit entfaltet wurde. Dafür musste man nicht erst bis zum dramatisch wabernden Finale mit den Hammerschlägen warten. Nur eines von unzähligen Beispielen: Schon in der Kopfsatz-Exposition in der zum Alma-Thema überleitenden Holzbläsersektion wurde das schillernde Gewebe aus Flöten, Klarinetten, Oboen, Hörnern und Pizzicati so klar ausbalanciert ausgebreitet, dass manche Studioaufnahme sich eine Scheibe abschneiden konnte. Dieser Primat der Balance hatte eine gewisse ‚Demokratisierung‘ des Orchesterklangs zur Folge und ging bisweilen zu Lasten des letzten Quäntchens Expressivität, was als interpretatorische Entscheidung jedoch Sinn ergab. Überhaupt schienen in dieser Aufführung auch weniger die krassen Brüche als das unentwegt oszillierende Ganze im Vordergrund zu stehen. Die vielen Soli waren zwar weiterhin gut zu vernehmen, stachen jedoch nicht so sehr hervor, wie es hätte möglich sein können. Alles war in den harmonisch wie formal windungsreichen Verlauf eingebettet. Auch von einer Dominanz der Streicher à la Bernstein konnte hier zu keinem Zeitpunkt die Rede sein. Vielmehr schienen es bei dieser Aufführung Nagano auch die Holzbläser angetan zu haben, deren weit aufgefächerter Satz in allen Spielarten zum Vorschein gelangte, vom entenhaften Quaken der Oboe im Trio des Scherzos über die schrillen Piccoloflöten im Tutti bis zu den gellenden Wirtshausklarinetten. Allein zu Beginn des „Andante moderato“ ließ Nagano die Streicher in voller Breite leise auftrumpfen, um die melodische Polyphonie des Themas auszukosten. Das alles klang so übersprudelnd farblich reich und lebensfroh, dass man die drei den Helden fällenden Hammerschläge im Finale gar nicht so tragisch nehmen wollte. Und so währte auch das Innehalten nach dem Schlussakkord nur kurz. Es folgten großer Jubel und Standing Ovations.
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Kritik von Dr. Aron Sayed
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Kent Nagano: Mahler 6
Ort: Elbphilharmonie,
Werke von: Gustav Mahler
Mitwirkende: Kent Nagano (Dirigent), Philharmonisches Staatsorchester Hamburg (Orchester)
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